Projektträger: Naturerlebnishof Helle e.V.
Projektkosten: 191.839,22 €
Fördersumme: 120.000,00 € (davon 12.000 Landesmittel + 12.000 Mittel der AktivRegion Schlei-Ostsee)
Kernthema: Klimaschutzmaßnahmen in der Region
Laufzeit: 15.05.2024 – 15.09.2024
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Ausgangslage: 
Der Naturerlebnishof Helle e.V. ist ein gemeinnütziger Verein der Jugend- und Umweltbildung und außerschulischer Lernort. Seit 2006 ist der Verein vom Landwirtschafts- und vom Bildungsministerium zertifiziert als „Bildungsort für Nachhaltigkeit“ und als „Naturerlebnisraum Knick und Biolandwirtschaft“. Von 2006 bis 2019 lag die Bildungsarbeit schwerpunktmäßig auf Schulkindern. Zusätzlich zum vereinseigenen Gästehaus wurde dafür 2013 mit öffentlichen Fördermitteln das Permakulturhaus, ein Gruppenhaus aus Holz, gebaut, mit zwei Schlafemporen für die Kinder und zwei Zimmern für die Pädagoginnen. Während ihrer Klassenfahrt arbeiten die Kinder auf dem Hof mit und lernen so artgerechte Tierhaltung, gesunde Ernährung und Umwelt- und Klimaschutz kennen. Ziel ist die emotional positiv besetzte Verankerung einer nachhaltigen Haltung, die lebenslang mit aktuellen Inhalten ergänzt werden kann.

Ein wachsendes Interesse der zugehörigen Familien führte dazu, dass der Naturerlebnishof (NEH) sein Gästehaus für nachhaltige Familienferien für Groß- und Mehr-Generationen-Familien eingerichtet hat (bis zu 10 Betten / Wohnung). Der NEH nutzt und zeigt seine Photovoltaik- und Solarthermie-Anlage, den Erdkeller und eine Pferdeschwemme und sammelt Regenwasser für die Gärten. Auch mit diesen Gästen arbeitet der NEH auf dem Hof und macht so ökologische Vielfalt, Biodiversität, und Klimaschutz „begreifbar“. Beide Zielgruppen bevorzugen Reisen im Sommerhalbjahr. Für die ganzjährige Finanzierung der Mitarbeitenden (aus moralischem Anstand und weil es in der Region keine Saison-Hilfskräfte gibt) benötigt der NEH zusätzliche Einnahmen in der Vor- und Nachsaison. Der Verein bietet deswegen Seminare an unter dem Oberbegriff „Permakultur“. Das umfasst sowohl Gartenthemen wie z.B. Humusbildung und CO²-Bindung, wie die weltweit gerechte Verteilung beschränkter Ressourcen wie fossile Energien. Für alle drei Betriebszweige fehlen dem NEH Räume.

• Für die Klassen fehlt ein barrierefreies Zimmer für Kinder und Betreuer
• Für (immer häufiger) mitreisende Einzelbetreuer für schwierige oder traumatisierte Kinder fehlt das zusätzliche Betreuerzimmer
• Großfamilien fehlt oft ein eigenes Zimmer für die mitreisende Großmutter oder den Großva-ter
• Wenn junge Familien länger bleiben (> 1 Woche), benötigt mindestens eine/r einen ruhigen Raum für Remote-Arbeiten.
• Workation = halbtags in den Ferien digital zu arbeiten ist ein wachsendes Segment.
• Für Seminare braucht der NEH mind. einen zusätzlichen Arbeitsraum und online-Arbeitsplätze.
• Für einen wirtschaftlichen Seminarbetrieb fehlen Schlafzimmer (die vorhandenen Wohnun-gen bieten nur 7 Zimmer und das rechnet sich nicht).

Vor diesem Hintergrund plant der NEH einen multifunktionellen Anbau hinter seinem Gästehaus durch Überbauung eines Weges von 7 x 19 m. Ein großer Raum (7 x 7m) dient als Frühstücks- und Arbeitsraum; ein barrierefreies Einzelzimmer mit angeschlossenem Betreuerzimmer sowie ein weiteres Einzelzimmer können für Klassen oder alleinstehende Familienangehörige genutzt werden und ein Gruppen-Arbeitsraum mit Computer-Arbeitsplatz wird für Seminare oder als Arbeitsraum für online arbeitende Feriengäste eingesetzt.

Entwicklungsziele:
Ein wesentliches Element ist die Reduktion von Barrieren für alle Gäste (Integration und Inklusion). Mit den neuen Räumen erweitert der Verein sein Angebot für
• Schulklassen mit Integrationskindern und / oder zusätzlichen Betreuern
• Gästen mit Handicap
• Großfamilien mit mitreisenden Senioren
• Drei weitere Einzelzimmer für Seminare (Belegung Vor- und Nachsaison)
• Ein Arbeitsraum für Seminare und regionale Angebote (Co-Working)
• Buchung und Nutzung des Arbeitsraumes durch online arbeitende Hausgäste (= Workation)
• Nutzung des Zusatzraumes für Bildungs- und Aktivitätsangebote für Jugendliche der Regi-on (Jahreskurse zu Biodiversität und nachhaltiger Bio-Landwirtschaft)

Der NEH erschließt mit dem Thema Workation eine neue Zielgruppe, hält junge Familien und Selbstständige länger auf dem Hof und in der Region und ermöglicht den Familien eine sinnvolle Kombination von Arbeit, nachhaltiger Umweltbildung und Quality Time mit den Kindern.

Der NEH vermittelt seinen Gästen durch aktive Mitarbeit (Partizipation) die Grundprinzipien von Ökologie und sozialer Verantwortung am Beispiel der Bauernhoftiere. Dieses sinnliche Erlebnis wird emotional positiv besetzt und verankert und kann lebenslang mit neuen Inhalten gefüllt werden. Für das gesamte Konzept, mit Einbindung der EhrenamtlerInnen, wurde der NEH 2022 von der UNESCO für „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet. Die ökonomische Komponente wird hauptsächlich in den Seminaren für AZUBIS besprochen, auch am Beispiel der SDGs. Wir verfolgen alle 17 Ziele, jedoch schwerpunktmäßig die Ziele 3 = Gesundheit und Wohlergehen, 12 = nachhaltiger Konsum und Produktion, 13 = Maßnahmen zum Klimaschutz, 15 = Leben an Land und natürlich 17 = Netzwerken und Bildung. Die Arbeit auf dem Hof ist Gendergerecht und divers: Jede/r kann eine gleich wichtige Aufgabe übernehmen.

Der Hof ist dem Konzept der Permakultur verpflichtet. Der NEH lebt selbst danach und unterrichtet andere (u.a. die Gartenbauabteilung der Landwirtschaftskammer SH). Permakultur steht für eine Ethik von „Earth care, people care, fair share“. Der Mensch ist Teil der Natur und muss in Rücksicht auf Mitgeschöpfe, Erde und Klima leben. Dieses Ziel wird in über 12 Prinzipien umgesetzt, wie z.B. „Sammle und speichere Energie“. Diese Prinzipien sind einfach und gelten sowohl für die stoffliche als auch für die emotionale Welt. Der NEH kann mit den Prinzipien der Permakultur auf dem Hof viele Beispiele für nachhaltiges Handeln und Klimaschutz erlebbar machen. Zusätzlich erklärt der NEH natürlich die Hintergründe (Transparenz) und Zusammenhänge und sensibilisiert für alter-native Handlungsmöglichkeiten (Vernetzung von Klimabildung und Nachhaltigkeit). Der NEH führt unser LEADER-Projekt fort und kooperiert mit anderen, z.B. Zukunftsschulen und Nachhaltig Reisen der Ostseefjord Schlei. Zusammen mit dem Naturerlebnisraum Knick zeigt der Verein im Kleinen, wie Klimaverbesserung, CO²-Bindung und Leben auf dem Land in Zeiten extremer Wetterlagen gehen kann.